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Das Ansgar-Specht-Quartett mit Georg Rox (v.l.), Michael Wächter, Ansgar Specht und Udo Schräder spielt im Farmhouse Jazzclub groß auf. Foto: Burkhard Hoeltzenbein

Viele neue Überraschungen aus dem Gitarrenkoffer gepackt

Ansgar Specht und seine Combo legen im Farmhaus einen anspruchsvollen, technisch versierten und emotionalen Auftritt hin.

Harsewinkel. Wenn Ansgar Specht zu seinem Heimspiel in den Farmhaus Jazzclub einlädt, können sich die Zuhörerinnen und Zuhörer immer drauf verlassen, dass der akribische Gitarrist, Schreiber und Arrangeur jedes Mal neue Überraschungen aus dem Gitarrenkoffer packt. So auch am vergangenen Sonntag, als er mit seinem erstmals in dieser Formation spielenden Quartett dem Publikum ein anspruchsvolles, technisch versiertes und zugleich emotional ansprechendes Programm bietet.

Am Samstag muss der kurzfristig erkrankte Ansgar Specht noch absagen und seine Combo alleine ins Farmhaus schicken. Ohne E-Gitarre gibt es das moderne Programm in der abgespeckten Variante. Am Sonntag entfaltet sich die ganze Dynamik eines fein aufeinander abgestimmten Klangerlebnisses.

Wie fleißig Specht die wohl ausgesuchten Eigenkompositionen immer wieder mit den Stücken großer Jazzer verbindet, ist für Jazz-Puristen ein Ohrenschmaus. Keine Musik zum Nebenbeihören, diese erfordert vielmehr konzentriertes Zuhören, ein Sicheinlassen auf die Feinheiten, die Specht und sein Counterpart Georg Rox an den beiden Klavieren einflechten. Begleitet vom wohligen, dunklen Ton, den Michael Wächter am Bass beisteuert und dem reduzierten, dabei viel Rückendeckung gebenden Schlagzeugspiel von Udo Schräder.

Dass Specht mal ein Titel einfach „runterspielt“, gibt es nicht. Seine Lieder sprühen vor Ideen. Wie das „Cry me a River“ von Arthur Hamilton, das er „groovetechnisch ein bisschen aufgepimpt“ hat, wie er ankündigt. Bei dem Werk mit seinen treibenden Rhythmen wechseln sich Gitarre und Piano wie selbstverständlich in fließenden Übergängen ab.

„Fear Rock“ ist noch so ein Beispiel dafür, welches große Repertoire Specht mittlerweile angehäuft hat. Mit welcher Chemie er sich und seinen Kollegen die Stücke auf den Leib schreibt. Gilt der Prophet im eigenen Lande vielleicht doch etwas? „Der Jazzclub hat mir auch durch die schwierige Coronazeit geholfen“, sagt er dankbar. „Southstreet“ ist eine Reminiszenz aus dieser verrückten Zeit, von der keiner mehr etwas wissen wolle, deutet er an, dass die Zwangspause zwar am Schreibtisch eine kreative Zeit war, musikalisch aber wegen der mangelnden Auftritte eine Katastrophe. Seine regelmäßigen Auftritte „daheim“ sind für den deutschlandweit und darüber hinaus gebuchten Gitarristen immer auch wieder Experimentalerfahrungen auf dem Präsentierteller der winzigen Bühne im Farmhouse.

Das luftige „Estate“ von Bruno Martino ist eine Hommage an die Sommersaison draußen im Garten. Eine Nummer, die längst zum Standardprogramm gehört, die er aber auch diesmal wieder neu angezogen hat. „Da geht es vorwärts“, beschreibt er seinen Anspruch. Da spricht der Jazz-Enthusiast, der mit Stücken wie „New Ballad“, „Doze“ oder „Mystic Voyage“ den zweiten Part sehr modern gestaltet. Mit einem Augenzwinkern stellt er auch „Beatrice“ vor, eine flotte Dame aus der Feder von Sam Rivers, die die leichte Seite des Jazz in sich trägt.

Ihren Auftritt im Farmhouse zelebriert das Ansgar-Specht-Quartett mehr als drei Stunden lang. Es ist zugleich das Aufwärmprogramm für die kleine Tournee, die mit Auftritten in Gütersloh, Lübeck und Oldenburg bevorsteht. Wenn der Abend in Harsewinkel die Generalprobe war, muss ihnen vor den größeren Auditoren nicht bange sein.

Neue Westfälische, 21.11.2024
Text und Foto: Burkhard Hoeltzenbein

Das Philadelphia Experiment: Ansgar Specht mit Orgelquartett „The Philly Jazz Lounge“ im Jazz Club

Minden – 70 Jahre Jazz Club Minden – dabei denkt man nicht nur an zahlreiche Konzerte, sondern auch an viele Gesichter, die den Jazz Club bis heute prägen und zu dem machen, was er ist. Der Gitarrist Ansgar Specht ist eines dieser Gesichter. Er leitet die monatliche Jam-Session, eine traditionell wichtige Institution für Jazzmusiker, bei der sich Bands spontan bilden und zusammengespielt und improvisiert wird. Am Samstagabend durfte Specht seine bewährte Rolle als Sessionleiter gegen die des Bandleaders eintauschen und sein neu formiertes Orgelquartett „The Philly Jazz Lounge“ für ein eigenes Konzert mit in den Club bringen.

Wer an 70 Jahre Jazzclub denkt, hat in der Regel auch eine ganz bestimmte Atmosphäre im Kopf: Bier und Rotwein, nächtliche Gespräche und Musik in Kellerräumen, wippende Füße, nickende Köpfe und manch tanzende Gestalt in schummrigen Ecken – Ekstase und Emotionen – und früher, so viel Zigarettenqualm, dass die eigene Hand vor Augen kaum noch sichtbar war. All dies – außer den Qualm – durfte das Publikum auch am Samstagabend erleben.

Specht brachte Musik mit, die zur Jazzclub-Atmosphäre passt – viel Groove, geradeaus und keine Überraschungen, tief in der afroamerikanischen Musiktradition verwurzelt. Gemeinsam mit Lars Haake am Altsaxophon, Dirk Schadt an der Hammond-Orgel und Matthias Gmelin am Schlagzeug spielte er sich durch die Orgeljazzgeschichte Philadelphias und begeisterte das Publikum.

Inspiration für die Setliste lieferten zum einen Spechts großes Vorbild und eine der Größen des Orgeltrios, der in Philadelphia geborene Pat Martino, und zum anderen mehrere Stücke des Albums „The Philadelphia Experiment“ mit Uri Caine, Christian McBride und dem Schlagzeuger Questlove, der vor allem aus dem Hip Hop bekannt ist. Einflüsse von Bebop und Hardbob verschmolzen dabei mit Soul, Gospel und Fusion und natürlich einer ganzen Menge grooviger Improvisation zu einem kraftvollen Bandsound.

„Eddy likes it“ unbestrittener Höhepunkt des Abends
Mit „The Dose“, von Specht in der Pandemie geschrieben, und „Eddy likes it“ vom Organisten Schadt spielte die Band auch zwei Eigenkompositionen. Nachdem man diese beiden Stücke hören durfte, möchte man die Band ermutigen, öfter eigene Lieder zu schreiben. Vor allem „Eddy likes it“ war der unbestrittene Höhepunkt des Abends. Aber nicht nur als Komponist wusste Schadt zu überzeugen. Mit seinen Soli brachte er die Stimmung Richtung Siedepunkt und setzte so mehr als einmal musikalische Akzente.

Extra aus New York City angereist war der Altsaxofonist Lars Haake, dessen Tongestaltung und Phrasierung an den Saxofonisten Kenny Garrett erinnert. Das spirituelle Momentum, dass ein freier Saxofonsound entfalten kann, war gepaart mit der Orgel und der treibenden Kraft der Band eine hervorragende Mischung.

Unermüdlich im Hintergrund arbeitend, stellte sich Matthias Gmelin am Schlagzeug in den Dienst der Musik. Er war unauffällig präsent und durfte bei einem Duo mit Haake und einem Solo am Ende des zweiten Sets zeigen, dass er der Motor des Grooves war. Lokalmatador Specht begleitete bei Soli ebenso unauffällig wie Gmelin, war aber auch mit flirrender Phrasierung und ungewöhnlichen Linien immer wieder improvisatorisch zu hören.

„The Philly Jazz Lounge“ groovte sich so durch den Abend und entließ ein begeistertes Publikum mit dem „Road Song“ von Wes Montgomery und viel Vorfreude auf die nächste Saison in die Sommerpause.

Mindener Tageblatt, 30.05.2023
Text und Foto: Jan Monazahian

 


The Philly Jazzlounge spielte im Kulturort Wilhalm: Dirk Schaadt, Lars Haake, Matthias Gmelin und Ansgar Specht (v.l.n.r.)

Supermusiker im Philadelphia-Modus: „The Philly Jazzlounge“ begeistert im Wilhalm

Harsewinkel (ed) – „Wir werden jetzt ein bisschen lounge‘iger“, betont der Harsewinkler Gitarrist Ansgar Specht und verabreicht mit dem virtuos aufspielenden Quartett „The Philly Jazzlounge“ eine kompositorische ‚Dosis‘, die er während dem Lockdown-Modus im verordneten Homeoffice entwickelt hat und am Freitagabend beim Auftritt im Wilhalm einem aufmerksam lauschenden Auditorium injiziert.

„The Doze“ titelt Spechts Eigenkomposition, die mit dem New Yorker Lars Haake am Altsaxophon, dem Kölner Dirk Schaadt an der klassischen Hammond-B3-Orgel mit dem rotierenden Leslie-Lautsprechersystem, und dem schlagfertigen Drummer Matthias Gmelin im coolen Smooth-Jazz-Stil eine chillige Studioatmosphäre im Saal entstehen lässt. Knifflige Akkorde sorgen für akkuraten Schall, bei den alternierenden Soli der vier Musiker zählt jede Note, fantastisch klingt jeder Ton.

Das exquisite Projekt „The Philly Jazzlounge“, das momentan durch Deutschland tourt, widmet sich dem in Philadelphia beheimateten, ganz besonderen Sound. Kein Wunder, denn Haag ist Absolvent des Berklee College of Music und Gmelin studierte an der School of Jazz and Contemporary Music in New York. Ihre räumlich enge Verbundenheit wird musikalisch wunderbar ergänzt vom Ausnahmeorganisten Schaadt und dem fingerfertigen Pat-Martino-Fan Specht, die zusammen im Team diesen Stil auf höchstem Niveau tradieren.

Philly-Paradebeispiele sind die funky Titel „Grover“ und „Ain’t It the Truth“, die auf dem 2001 publizierten Album „The Philadelphia Experiment“ von dem legendären Trio Uri Caine, Christian McBride und Questlove Thomson mit diversen Gastmusikern eingespielt worden sind. Das Quartett auf der Tribüne im Wilhalm steht den Originalen qualitativ in nichts nach und setzt seinen Coverversionen persönlichen Ausdruck, expressive Klangfarben und eine speziell groovende Rhythmik hinzu.

Der souverän taktende Matthias Gmelin, der inzwischen in Bad Tölz lebt, überzeugt mit seinen extrafein rotierenden, seidigen Fill-Ins. Die beiden Instrumentalisten Dirk Schaadt und Lars Haake mixen ebenfalls eigene Stücke und ausgefeilte Arrangements wie „Eddie Likes It“ oder „Out of the City“ auf die abwechslungsreiche Setliste.

Nach einer finalen Ovationsdusche verabschiedeten sich die Supermusiker im Philadelphia-Modus mit dem Wes-Montgomery-Standard „Road Song“. Hier noch ein Tipp für alle, die diesen tollen Gig verpasst haben oder einen Nachschlag möchten – im November sollen die Lounge-Leute im hiesigen Farmhouse Jazzclub erneut aufspielen.

Die Glocke, 29.05.2023
Text und Foto: Ed Rekate

 


Die zweite Staffel des Kiez-Jazz eröffnete (v. l.) Gitarrist und Ansgar Specht mit Drummer Markus Strothmann, dem Kontrabassisten Ingo Senst und dem Pianisten Sebastian Altekamp.

Vier fulminante Musiker im Kesselhaus

Gütersloh (ed) – Zum Auftakt der zweiten Staffel Kiez-Jazz hat Kurator und Gitarrist Ansgar Specht gleich drei Top-Musiker aus der aktuellen Jazzszene ins Kesselhaus der Weberei gelockt. „Ich kann kaum glauben, dass diese tollen Musiker heute Abend mit mir auf der Bühne stehen“, sagte Specht erfreut. Nach nach dem Opener „These are soulful days“ des Komponisten und Bürgerrechtlers Cal Massey stellte er die Band vor.

„Am Piano Sebastian Altekamp aus Billerbeck im Münsterland, aus Dortmund ist der Kontrabassist Ingo Senst angereist, und aus Hamburg mein alter Kumpel am Schlagzeug – Markus Strothmann“, verkündete der Leader des Quartetts. Das Konzertgeschehen nahm umgehend Fahrt auf, als die vier fulminanten Tonkünstler den tradierten Jazzstandard „Beatrice“ anstimmten und in virtuoser Handarbeit eine lyrisch klingende Lounge-Atmosphäre schufen.

Markus Strothmann, studierter Drummer mit Wurzeln in Gütersloh, erwies sich als Magier mit Trommelstöcken, Filzschlägeln und Jazzbesen, die er auf seinem Schlagzeug-Set kombinationsreich sowie perkussiv einsetzte. Sein verzauberndes Feingefühl taktete das Gefüge mit absoluter Präzision und fand im konzentrierten Spiel Variationen, die jedes Trommelfell erfreuten.

Ihm zur Seite stand Kontrabassist Ingo Senst, der seit 2016 Mitglied der Band von Götz Alsmann ist. Dessen flink zupfendes Fingerspitzengefühl brachte der Rhythmussektion im Kiez das nötige Beben, sein basaler Klang durchdrang den Raum. Bei der Jazz-Ballade „You don’t know what love is“ überstrich Keyboarder Sebastian Altekamp kunstfertig die 88 Tasten und hauchte dem Thema Liebeskummer emotionale Töne ein. Altekamp, der als Dozent für Jazzpiano am ArtEZ Conservatorium in Enschede und an der Hochschule für Musik Detmold tätig ist, drückte bei seinen hingebungsvollen Soli den Schubhebel nach vorn und überraschte die Fans mit experimentellen Sounds.

Plötzlich erklingende Steeldrums transportierten den Kiez-Jazz nach Trinidad. E-Gitarrist Ansgar Specht, der auch als Conférencier durch das exzellente Programm führte, präsentierte auf seinem Gibson-Griffbrett am laufenden Meter wohlintonierte Melodien. Er zupfte die sechs Saiten in Höchstgeschwindigkeit und unterhielt das faszinierte Publikum zu Beginn des zweiten Sets mit einem Musikquiz. Zu erraten war ein populärer Song der amerikanischen Soul- und Funk-Formation Earth, Wind & Fire. Danach flammte der Bossa Nova „Estate“ das Fernweh an die Copacabana an. Der Kiez-Abend endete mit dem pittoresken „Leaving“ von Richie Beirach.

Westfalen-Blatt, 08.04.2022
Text und Foto: Ed Rekate

 

Glasklarer Gitarrensound kitzelt die Sinne

Beim allerersten Konzert im Wilhalm besteht der neue Kulturort seine Feuerprobe mit Bravour. Jazzgitarrist Ansgar Specht und seine Mitstreiter überzeugen das fachkundige Publikum mit Klassikern und modernen Stücken.

Harsewinkel. Wer sich am Sonntagabend in den „Wilhalm“ aufgemacht hat, hat eine Ahnung bekommen, wie gemütlich es in Harsewinkels neuem Kulturzentrum werden kann, wenn Angebot und Atmosphäre stimmen. Bei Ansgar Specht, Jens Schöwing und Udo Schräder passt alles.

Vor allem natürlich musikalisch, denn das Jazztrio hat einen Querschnitt aus klassischen Jazzstücken und modern arrangierten jüngeren Werken im Gepäck, die dem fachkundigen Publikum viel Vergnügen bereiten. Etwa 50 „Zahlende“ sind es, die – wie üblich bei der Christuskirchen-Reihe – am Ausgang die Leistung des Trios großzügig im Spendenkorb honorieren. Dass sogar 80 Besucher gedurft hätten, die aktuellen Coronazahlen aber eben doch viele vorsichtig bleiben lassen, nimmt Ludger Ströker gelassen. Der Mit-Macher des Creativ-Programms ist froh, dass er dank der Kooperation mit Micky Grohe im „Wilhalm“ überhaupt wieder Musik anbieten kann.

»Diese Location ist der absolute Hammer, das hat Harsewinkel gebraucht«

Noch dankbarer sind die Musiker selbst. „Diese Location ist der absolute Hammer, Harsewinkel hat das für Kulturveranstaltungen gebraucht“, sagt Ansgar Specht zur Begrüßung.

Dass er selbst endlich mal nicht weit reisen muss, um irgendwo in Deutschland eine der seit zwei Jahren so selten gewordenen Sessions zu geben, sondern „zwei Minuten um die Ecke“ wohnt, macht diese Premiere für den Ausnahmegitarristen um so besonderer.

Und dann legen sie los. Kramen tief in der Kiste nach eingängigen, melodischen Jazzwerken, die so leichtgängig rüberkommen, hinter denen aber hohe Spielkunst steckt. Ansgar Specht ist nicht nur als Moderator, sondern auch an der Gitarre der Anführer. Seine langen Soli tragen den Abend, etwa beim „These are sorrowful days“. Sein so glasklares, dabei nie steril wirkendes Spiel kitzelt die Sinne. Specht, der wie ein ehrbarer, fleißiger Makler seines Fachs für den Jazz wirbt, legt sich die Werke der großen Vorbilder zurecht und hat eben genau diese feine Fingerfertigkeit, die ihm einen so großen Interpretationsspielraum gibt. Dazu trommelt Udo Schräder gewohnt tiefenentspannt seine Rhythmen dazu. Doch wehe, wenn er losgelassen – in den Soli des Münsteraners, der den schönen Sonnensonntag sogar zur Radtour nach Harsewinkel genutzt hat, steckt eine geradezu urwüchsige Kraft.

Wenn dann auch noch ein so kongenialer Zuspieler wie Jens Schöwing in die Tasten greift, wird die stilistische Bandbreite noch größer. Mal erinnert der Bremer an den Hammond-Sound der 60er Jahre, lässt es bei „Cry me a river“ von Arthur Hamilton schön funky werden, was die Gitarre mit ihren Echoeffekten noch verstärkt. Schöwing verleiht dem gospeligen „Sweet Emma“ nach futuristischem Intro einen groovigen Kneipensound oder wechselt für den Blues „Leaving“ gerne an den Flügel, an dem er ein verträumtes Intro intoniert.

Der Hanseat, der schon alleine beste Laune mitbringt, weil sein heiß geliebter Klub Werder Bremen am Wochenende zwischendurch sogar die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga erklommen hat, bringt die besondere Leichtigkeit des Kneipenpianisten mit. Und auch das passt wie angegossen in diesen frisch hergerichteten Saal des Wilhalm, der mit solchen Auftritten das Zeug dazu hat, ein Geheimtipp über Harsewinkel hinaus zu werden.

Flammenden Appell für die auf der Intensivstation liegende Branche

„Kein Jazzkonzert ohne Blues“, nimmt sich das Trio den Lehrspruch der Altvorderen zu Herzen, haut mit „Sugar“ von Stanley Turrentine noch einen Klassiker raus und leiert nach eineinhalb Stunden dem Organisator Ludger Ströker noch eine bei allen sehr willkommene Zugabe aus dem Kreuz. Der hält einen flammenden Appell für die „auf der Intensivstation“ liegende Musikbranche. Das gelte auch für die Psyche der Musiker. Für die verspricht er Linderung: „Die bisher ausgefallenen Konzerte der Reihe Christuskirche creativ werden nachgeholt“, verspricht er unter großem Applaus des dankbaren Publikums.

Ob sie wieder in die kleine Kapelle in Marienfeld wechseln, ist noch nicht geklärt. Im „Wilhalm“ stehen jedenfalls die Türen offen.

Neue Westfälische, 15.02.2022
Text und Foto: Burkhard Hoeltzenbein

Knackige Höhenflüge

Smart Groove und Gasttrompeter Frederik Köster beweisen beim letzten Jazz-Club-Konzert im Fort A ihre Vielseitigkeit. Ab Oktober soll es wieder Auftritte in den Kellerräumen am Königswall geben.

Minden. Auf empfindliche zwölf Grad sank das Thermometer während des Konzertes von Ansgar Specht und seiner Band Smart Groove am Samstagabend im Fort A. Nicht gerade ideale Bedingungen für ein Open-Air-Konzert, doch das Publikum zeigte sich davon relativ unbeeindruckt und erklatschte sogar noch eine Zugabe. Den Zuspruch hatten sich der Gitarrist und langjährige Leiter der Jam Sessions im Jazz Club Minden und seine fünf Begleiter redlich verdient.

Es war das letzte von zwei Konzerten, für das der Jazz Club Minden zu seinem Saisonauftakt auf die Open-Air-Bühne im Fort A gezogen war. Es hätte schlimmer kommen und regnen können, insofern hatten Veranstalter, Musiker und Publikum noch Glück. Als solches wertete auch Ansgar Specht die Möglichkeit, überhaupt auftreten zu können. Für ihn und seine Kollegen ist die lange Corona-Pause noch immer nicht zu Ende.

Von 20 Konzerten, die ursprünglich allein für September im Terminkalender des Bandleaders standen, ist nicht einmal eine Handvoll übrig geblieben. Alle anderen: abgesagt. So auch die monatliche Jam Session im Jazz Club Minden, die für dessen musikalischen Leiter eigentlich am vergangenen Freitag auf dem Programm gestanden hätte. Noch feilt der Jazz Club an einem Hygienekonzept, um in seinen Kellerräumen am Königswall mit dem Konzertbetrieb starten zu können. Am 10. Oktober soll es dort langsam wieder losgehen, wie Vereinsvorsitzender Matthias Niemann am Samstag ankündigte. In kleinen Schritten: mit einem reduzierten Programm, veränderter Bühne und höchstens 70 Besuchern in Stuhlreihen.

Gut 40 Konzertbesucher waren ins Fort A gekommen, das am Samstag auch zugleich seine Saison beendete. Der Tradition folgend griffen sich die Gäste nach Ende des Konzertes ihre Stühle, die dann ins Winterquartier einzogen. Passend dazu hatten Ansgar Specht und Smart Groove das Konzertende mit Duke Ellingtons „Caravan“ eingeläutet. Ein Stück, das Matthias Niemann sich gewünscht hatte und das einmal mehr die Vielseitigkeit und ausgesprochene Virtuosität der Musiker unterstrich.

Mit ihrem Mix aus groove-betonter Siebzigerjahre-Fusion und eingängiger Lounge-Musik spannte die um Gasttrompeter Frederik Köster erweiterte fünfköpfige Stammbesetzung einen abwechslungsreichen musikalischen Bogen, der Spaß machte. Auf welch hohem Niveau sich Specht und seine Begleiter bewegen, machte schon die Auswahl der Stücke deutlich. Eigenkompositionen wie das fröhlich-beschwingte „Bossa Caramba“, ein Klassiker aus frühen Smart-Groove-Zeiten, oder das brandneue Stück „Columbia“, eine „Welturaufführung“, fügten sich nahtlos in geschmackvolle Interpretationen von Klassikern, die der Truppe spieltechnisch einiges abverlangten.

Mit Bravour groovten sich die exzellent aufeinander eingespielten Musiker durch „Pixel“ von Jeff Lorber und befeuerten sich gegenseitig mit kurzen, auf den Punkt sitzenden Rhythmusattacken, die Frederik Köster für knackige Höhenflüge nutzte. Zu einem Paradestück für Ansgar Specht geriet „Estate“ von Bruno Martinoaus dem Jahre 1960, das der Bandleader ankündigte als „Stück über den Som-mer, der in diesem Jahr ein bisschen anders war, was wir uns aber nicht anmerken lassen“.

Mit seinem warmen, wohlklingenden Gitarrenspiel legte er einen Hauch von Wehmut in das Stück, Axel Senge unterstrich unaufdringlich mit melancholischem Saxofonton und Frederik Köster ganz zart mit zweiter Stimme auf der Trompete. In „Lean Years“, einer temporeichen Komposition des in der Nachfolge von Wes Montgomery stehenden Gitarristen Pat Martino, zeigte sich abermals das höchst anspruchsvolle Niveau, auf dem sich Specht und seine Begleiter bewegten.

Mit großem Können, spürbarer Leidenschaft und einem ausgesprochenen Gefühl für Klangästhetik meisterten sie auch diese Hürde souverän. Das Publikum war begeistert.

Mindener Tageblatt, 21.09.2020
Text und Foto: Kerstin Rickert

Specht klopft den Jazz ab

Bei seinem Heimspiel im Farmhouse harmoniert die „Special Edition“

Farmhouse Jazzclub Harsewinkel, 22./23.2.20. Wie machen die das bloß? Sitzen da an Keyboards und Drums, Ansgar Specht steht links daneben an der Gitarre. Alle drei haben vornehmlich die Augen geschlossen und spielen sich mit den Rhythmen ihrer hochanspruchsvollen Jazzwerke jeder für sich und doch in einer faszinierenden Harmonie zusammen geradezu in einen Rausch.

Ansgar Specht hat bei seiner dritten „Special Edition“ im Farmhouse mit Udo Schräder und dem Organisten Martin Scholz wieder zwei Hochkaräter dabei, die am Samstagabend und Sonntagmittag ihr Publikum jeweils in eine geradezu mystische Stimmung versetzten. Diese Spechtsche Spezialausgabe liefert Jazz von einer Qualität, die selbst in diesem Jazz-Tempelselten in solcher Güte zu hören ist. So stark ist der Zauber, den das Trio mit Stücken wie „These are soulful Days“ oder „The Days of Wine and Roses“ , verströmt.

Spechts filigranes Fingerspiel lässt jeden einzelnen Ton glasklar erscheinen. Technisch ein Perfektionist, emotional Jazzer durch und durch, der wieder einmal beweist, dass sein Instrument im originär brasslastigem Genre seinen Platz erkämpft hat. Während er träumerisch auf sechs Saite unterwegs ist, liefert Martin Scholz sphärische Obertöne dazu.

Zusammen mit dem Hammond Jazz, dem Scholz an seiner Orgel frönt, ergibt sich in wechselnden Soli eine spannungsgeladene Mischung aus groovigen Jazzkaskaden. Der Herr der Tasten legt den ganzen Körper hinein, verrenkt sich, um jeden Akkord auszukosten. Etwa, wenn es „was zum Träumen für den nächsten Sommer „gibt, bei dem ein Schuss südamerikanischer Exotik unüberhörbar ist.

Dann ist es erneut Scholz, der die Orgel aufbrausen, mit Rhythmus und Tempo aufwallen lässt. Derweil klampft Specht aus der Gegenrichtung dazwischen. Aus den Antipoden ergeben sich wiederum neue Harmonien, in die Udo Schräder mit seinem gekonnt zurückgenommenen, dabei so vielschichtigem Trommelspieleine Grundordnung einbringt. Eine beeindruckende Demonstration.

Neue Westfälische, 27.2.2020
Text und Foto: Burkhard Hoeltzenbein

Ansgar Specht & Smart Groove in der Werkstatt. Foto: Andreas Balzer.

Geschmeidiger Sound

Ansgar Specht & Smart Groove überzeugen im Jazzclub

Lippstadt, 07.03.2019 – Es ist eher unge­mütlich draußen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich ein eher überschaubares Pu­blilkum in der Lippstädter Musikkneipe Werkstatt ein­gefunden hat. Doch während an diesem Abend so manche Windböe um die Häuser fegt, ist es im Konzertraum mucksmäuschenstill. Ansgar Specht & Smart Groove spie­len Musik zum Zuhören. Und das kommt bei den Besu­chern sehr gut an.

„11 pm“ heißt das Stück, mit dem das Quintett in das Programm einsteigt. Ein ruhi­ger, leicht melancholischer Titel, der jedoch fast unmerk­lich anzieht und seinen eige­nen Sog entwickelt. Das von Axel Senge gespielte Saxo­phon ist zunächst das tragen­de Instrument, eine Position, die es in diesem Stück, eben­so wie auch später, immer wieder mit der Gitarre von Bandleader Ansgar Specht tauscht.

Weiter geht es mit dem sehr atmosphärischen „Gi­braltar“ des „legendären Jazz­trompeters“ (Ansgar Specht) Freddie Hubbard. „Jetzt spie­len wir ein Stück von einem Musiker, der nicht ganz so le­gendär ist – nämlich von mir“, merkt der Bandleader trocken an. „Es sollte mal eine Ballade werden, und was daraus geworden ist, spielen wir jetzt vor.“ „No Ballad“ ist das Stück passenderweise be­titelt, das dann auch mit ei­nem ganz unballadigen un­tergründigen Groove loslegt, bevor sich mit Bruno Marti­nos „Estate“ ein weiterer Klassiker anschließt.

Fremdmaterial und Eigen­kompositionen gehen naht­los ineinander über. Der Sound ist zuweilen geradezu relaxt und loungig, gerät aber nie in Gefahr, zu sehr ins Ea­sy Listening abzugleiten. Da­für sorgt schon das energi­sche, fordernde Saxophon von Axel Senge, das perfekt mit Spechts geschmeidigem, eher weichen Gitarrenspiel harmoniert. Auch wenn der Sound recht homogen ist, kennen Smart Groove stilis­tisch keine Scheuklappen. Manchmal sind sie pur jazzig, um dann auch mal ins Funkige zu wechseln.

Keyboarderin Toshie Seo ist eher für die Untermalung zu­ständig, setzt aber auch im­mer wieder eigene Akzente, während Bassist Reinhard Glowazke und Drummer Udo Schräder für den namensge­benden Groove sorgen.

Der Patriot, 09.03.2019
Text und Foto: Andreas Balzer

Heimspiel: Der Harsewinkler Gitarrist Ansgar Specht (l.) und „The Hammond Jazz Collective“ mit dem Gütersloher Markus Strothmann (Drums) und dem niederländischen Organisten John Hondorp bei ihrem Auftritt in der Skylobby. FOTO: KLAUS STEPHAN.

Musikalischer Höhenflug

Konzert: „Ansgar Specht & The Hammond Jazz Collective“ begeisterten mit ihrem Konzert in der Skylobby des Theaters. Dabei zeigten sie, was guten Jazz ausmacht

Gütersloh. Die Hammond B 3 ist ein eindrucksvolles Instrument und das Design der 1965 gebauten Orgel scheint aus der Zeit gefallen. Man sieht ihr an, dass sie unentwegt auf Tour ist, trotzig und „unkaputtbar“ steht sie am linken Bühnenrand. Mittig das minimalistisch zusammengestellte Schlagwerk und auf der rechten Seite steht eine Gitarre.„Wir sind gut gestimmt“, begrüßt Gitarrist Ansgar Specht die 120 Jazzfreunde in der Skylobby des Theaters. Die sind gekommen, um „Ansgar Specht & The Hammond Jazz Collective“ in der Reihe „Swing’in Sky“ zu sehen und zu hören. Neben Specht komplettieren John Hondorp (Hammond B3) und der gebürtige Gütersloher Markus Strothmann (Drums) das Trio.

Die drei Musiker begannen mit dem Jazzstandard „Sugar“ als Aufwärmer und gaben schon einmal die Richtung für den Konzertabend vor: uneitel, unaufgeregt und stimmig. Mitgebracht hatte das Ensemble auch Stücke des 2016 gemeinsam aufgenommenen Albums „Some favourite Songs“. Es ist Spechts sechste CD und die erste des Jazzgitarristen, bei der keine Eigenkompositionen eingespielt wurden, sondern Standards, die er selber gerne hört. Wie der „Road Song“ von Wes Montgomery, der mit viel Groove daher kommt. Über das lockere Klangbild der Hammondorgel breitet sich das Gitarrenspiel weich und einnehmend aus. Ebenfalls aus dem aktuellen Album stammt „Estate“.

Das perlende Orgelspiel und die einschmeichelnden Klangfarben der Gitarre ließen einen Flow großer Ruhe und Entspanntheit entstehen. Genau richtig, um wieder runter zu kommen nach dem fulminanten Auftritt des Trios zuvor im Stück „Blues Bb – Tenor Madness“, bei dem sich die Musiker gegenseitig antrieben und beschleunigten. Das gleitendschnelle Spiel der Specht’schen Gitarre und die expressive Lautmalerei der Hammond B 3 endete mit einem energischen und leidenschaftlichen Schlagzeugsolo. Hier zeigte Strothmann, der während des Konzertes eher verhalten als Taktgeber und Motor im Hintergrund agierte, dass er auch anders kann. Und das nicht nur einmal im weiteren Verlauf des Konzertes.

Überhaupt setzten alle drei Musiker beeindruckende musikalische Akzente an diesem Abend. Faszinierend die Fingerfertigkeiten Spechts auf den Gitarrensaiten. Virtuos das Orgelspiel Hondorps auf der B 3. Dabei gingen beide immer wieder paraphrasierend auf das jeweilige Spiel des anderen ein. Da war viel musikalisches Gespür und Feingefühl im Vortrag und das Wissen um die gegenseitigen Fähigkeiten. Damit Specht und Hondorp aber nicht in magische Musikwelten davonglitten, fing Strothmann seine beiden Mitspieler mit erdverbundenem Spiel am Schlagwerk immer wieder rechtzeitig ein. Ein kongeniales Zusammenspiel der Drei, die zeigten, was Jazz ausmacht: rhythmisches Gefühl, Improvisation und spontane Interaktion.

Diese Spielfreude setzte das Trio auch bei dem Stück „Days of Wine and Roses“ von Henry und Johnny Mancini ein. Der ausdrucksstarke klare Duktus des Orgelspiels harmonierte bestens mit den gleitenden Gitarrenriffs und den treibenden Drums, drang tief in die Gehörgänge der Zuhörenden ein. Überraschende Funkelemente setzten die Musiker bei „Cry me a River“ von Arthur Hamilton, und mit dem Bossa Nova „Here that Rainy Day“ kam lateinamerikanisches Lebensgefühl auf.
Mit dem Stück „Sunny“ und der Zugabe „Feel like Making Love“ zogen Specht, Strothmann und Hondorp dann noch einmal alle musikalischen Register. Kraftvoller kollektiver Instrumentaleinsatz wechselte mit begeisternden, vielbeachteten Soli. Das so „heiß“ gespielte Publikum dankte mit lang anhaltendem Beifall.

Neue Westfälische, 22.11.2018
Text und Foto: Klaus Stephan

Ansgar Specht im Jazzclub: Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwindet auch dann nicht, wenn er sich mit seiner Gitarre durch rasend schnelle Läufe und Akkordwechsel bewegt.

Spechts Lächeln

Die Bühne des Jazz Club Minden ist für Ansgar Specht wie ein zweites Zuhause. Einmal im Monat leitet der Gitarrist aus Harsewinkel dort die Jam Sessions. Immer mal wieder gibt er mit seinen eigenen Bands Konzerte, gerade erst drei Wochen zuvor war er mit „Bossa Cafe“ zu Gast. An diesem Abend aber wirkt er gelöst wie selten. Immer wieder huscht ihm ein Lächeln übers Gesicht. Die Musik, die er diesmal mitgebracht hat, mit genau dieser Band zu spielen, macht Ansgar Specht ganz offensichtlich großen Spaß. Und das wiederum überträgt sich ohne Umschweife aufs Publikum.

Es sind persönliche Lieblingssongs wie der „Road Song“ von Wes Montgomery – ,,einer meiner Helden“, wie er sagt -, die Ansgar Specht zusammen mit dem Harnmondorganisten John Hondorp und dem Schlagzeuger Markus Strothmann für sein jüngstes Album eingespielt hat. ,,Some Favourite Songs“ heißt es, und Lieblingssongs stehen auch im Mittelpunkt des Konzertes mit dem Tenorsaxofonisten Volker Wink als viertem im Bunde. Der „Road Song“ wurde umarrangiert und auf die „Harnmond Jazz Collective“ – so nennt sich Ansgar Spechts neue Band – zugeschnitten. Ansgar Specht eifert seinem Helden nicht nach und auch genauso wenig dem Gitarristen Pat Martino, dessen temporeiche Komposition „Lean Years“ den Fingern des Harsewinklers einiges abverlangt. Er hat seinen eigenen Sound und den scheint er in eben dieser Band-Besetzung und mit einem Programm aus dem Standardrepertoire des Jazz besonders entfalten zu können.

John Hondorp und Markus Strothmann sorgen für die groovende Basis, druckvoll, akzentuiert, souverän. Volker Wink am Tenorsaxofon entpuppt sich als perfekter Partner. Keine Tonfolge ist ihm zu schnell, keine noch so vertrackten Improvisationslinien, die er nicht bravourös meistern würde. Die Band wirkt wie aus einem Guss. Ob das knackig nach vorne treibende „Let the cat out“ von John Scofield oder das gefühlvolle „Estate“, ein Bossa Nova von 1960 aus der Feder des Italieners Bruno Martino: Der Hamburger Markus Strothmann sorgt am Drumset immer für den richtigen Drive. Meist vorzüglich kraftvoll und energiegeladen kann er sich im richtigen Moment aber auch zurücknehmen und mit sanfter Besenarbeit begleiten. Von ihm stammt auch eine der wenigen Eigenkompositionen an diesem Abend. ,,Leave“ kommt mit wuchtigen Orgelklängen daher, die Ansgar Specht mit seinem warmen und weichen Gitarrensound auflöst.

Mit schönen Grooves unterlegt entwickelt sich Roy Hargroves „Straßbourg/ St. Denis“ zu einem Fest für Liebhaber funkiger Töne dank eingängig rhythmischer Gitarre und des herrlich druckvoll nach vorne gespielten Tenorsaxofons. Auf welch hochklassigem Niveau sich das Quartett bewegt, wird den begeisterten Zuhörern am Ende eines mit Spielfreude und Spielwitz gespickten Konzertes besonders eindrucksvoll vor Ohren geführt. ,,Es geht um Fußball“, sagt Markus Strothmann, ,,da muss ich schneller spielen.“ Und dann legt er ein Tempo vor, das es in sich hat. In schwindelerregendem Tempo rasen die vier Musiker durch „Futebol“, eine moderne und anspruchsvolle Komposition des belgischen Jazz-Gitarristen Jeanfrancois Prins. Großartig – denkt wohl auch das Publikum und ruft begeistert applaudierend nach einer Zugabe, die es mit einer eigenen Version von „Sunny“ auch erhält. Die Komposition „Futebol“ sorgt für ein schwindelerregend temporeiches Finale.

Mindener Tageblatt, 06.02.2017
Text und Foto: Kerstin Rickert
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Jazz Podium Portrait: „Arbeitet thematisch, spielt weniger Soli, setzt auf die Ästhetik des Tons: Ansgar Specht“

„Irgendwo“ zwischen – und dann Wörtergeklingel von „dancetauglichen Beats“, „spacigen Klangcollagen“, „Nu Jazz“, „Lounge“ und „Easy Listening“: Das gehörte von 2003 an zu der Welt des Gitarristen Ansgar Specht. Und nun die Kurskorrektur. Denn dank seiner neuen CD „Some Favorite Songs“ schrumpft das Fachchinesich von gestern zu einem einzigen Wort für heute und morgen. Gestatten: Ansgar Specht, Jazzgitarrist.

„Großraum Bielefeld, Kreis Gütersloh, zwischen Bielefeld und Münster“ beschreibt Ansgar Specht seine Region, „ein guter Standort, um da als Jazzmusiker zu leben“. Man ist schnell abrufbereit, schnell in Bremen, Hamburg, Hannover. Im Herbst hat er Termine in Lübeck, Flensburg, Gigs mit dem Hammondorgel-Trio. Mitkommen wird seine neue CD, „Some Favorite Songs“. Die hatten wir gelobt wie die reumütige Rückkehr eines für den Jazz verloren geglaubten Sohnes. In Flensburg wird Joe Dinkelbach an der Orgel sitzen, in Lübeck John Hondorp. Ansgar Specht, der Gitarrist, ist auf dem Hammondorgel-Trip. Ansonsten läuft’s auch gut für den Harsewinkler. Er erwähnt „Smart Groove“ und die Fusion-Band, „und dann mache ich ja auch die Jazzsession im Mindener JazzClub“. Und das Gitarren-Duo mit Jörg Fleer. Die Gesamtlage ist also „eigentlich okay“.

„Wenn ich nach Hause komme“, meint er, „ist immer Jazz im Haus“, dank der Mutter, 81, die noch unlängst im Kirchenchor sang und sich nebenher in „allen regionalen Jazzsendern“ bestens auskennt. Der Filius ist 14, 15, als sein älterer Bruder sich eine Gitarre zulegt, die der nie spielen wird. Mit ihr kommt das „Virus Gitarrespielen und Musikmachen“. Dann will er sich in Gütersloh bei der Kreismusikschule anmelden, um klassische Gitarre spielen zu lernen, aber da ist kein Platz mehr frei. Also „pusselt“ er weiter vor sich hin, zwei Jahre, dann entdeckt er, dass in Gütersloh der im nahen Rheda-Wiedenbrück lebende französische Gitarrist Philippe Caillat einen Unterrichtsraum hat. Ansgar ist 18, 19, als er für viele Jahre Caillats Schüler wird und sein Lehrer „sofort merkte, dass die Klassik eventuell nicht das Richtige für mich wäre.“ Der Rock’n’Roll „kam später, immer mal so zwischendurch, da hatte ich so eine Phase. Da gab’s hier im Harsewinkler Umland diverse Bands. Meine Freunde, die machten eigentlich alle Musik“.

Caillat bringt den Schüler „ein bisschen von der Klassik weg“, auch, „weil er irgendwas an meiner Handhaltung auszusetzen“ hat, wofür er ihm noch heute dankbar ist, und just in diese Zeit fällt, dass er das Gitarren-Trio von John McLaughlin, Paco de Lucia und noch dem „damals zu Unrecht gescholtenen Larry Coryell“ hört – eine „Initialzündung“. Er erlebt Larry in der Halle Münsterland und sieht später im jazzfreudigen Gütersloher Jugendzentrum, wie sein Star über einer gerissenen Saite die Fassung verliert. „Aber nach vorne gedacht, ist Larry Coryell auf jeden Fall einer der meistunterschätzten Gitarristen.“

Dann schickt Caillat ihn hinaus ins Leben: „Du weißt alles; jetzt machst du alleine weiter.“ Er spielt in etlichen Bands und aus finanziellen Gründen jahrelang Tanzmusik, „eine wertvolle Erfahrung für die Bühnenroutine“, und macht „ganz viel Künstlerbegleitung und das heißt: Noten auf den Tisch, kurze Probe, spielen.“ Man lernt „diverse Charaktere“ von Musikern kennen. „Und manchmal kam ich da schon an meine Grenzen.“ Die Band auch; sie löst sich auf. Ansgar spielt „Aushilfen“ in Tanzbands,„und ich habe hier und da versucht, in diese Bands auch mal etwas anspruchsvollere Sachen hineinzubringen, z. B. wenn man zum Essen spielte, dass man da mal einen Jazzstandard der einen Bossa Nova eingeworfen hat. Und das kam eigentlich immer ganz nett an.“ Und zwischendurch sammelt er Erfahrungen in Big Bands.

Die Zeit ist reif für erste eigene Bands. Und eine Bewerbung an der Hamburger Musikhochschule. Fürs Vorspiel an der Alster stellt er eine Band zusammen, „einen echt guten Haufen“. Um elf sollen sie dort sein, furchtbarstes Glatteis erzwingt eine beträchtliche Verspätung, und leider ist auch der Gitarrendozent nicht da, auf den er besonders gehofft hatte: Peter O’Mara. Und da sitzen sie, der Drummer Wolfgang Eckholt, Rainer Schnelle, Detlev Baier, „und wir kamen da als Band rein und haben unser Programm gespielt, nicht gerade ‚Autumn leaves‘, sondern schon ein bisschen was Anspruchsvolleres, was Modales dabei. Obwohl ich eigentlich mit mir nie zufrieden bin, fand ich das okay. Ich habe dann drei Tage später angerufen, nein, Herr Specht, ich muss Ihnen leider mitteilen… Der Peter hätte das vielleicht ein bisschen anders gesehen. Meine Spielweise. Ich spiele ja jetzt auch nicht wie ein richtig studierter Gitarrist.“ Und „im Nachhinein fand ich das dann auch okay. Ich war nicht begeistert, aber ich habe mir gesagt: jetzt erst recht! Ich habe echt Gas gegeben, und ich bin echt ein Übe-Schwein. Ich hab immer tierisch geübt…“

Und immer viel gehört. „Pat Martino habe ich gehört, da war ich Anfang 20, und das erste Stück war ‚Impressions‘ von 1974, und ich konnte einfach nicht glauben, dass jemand so spielen konnte. Und ich sofort zu Philippe Caillat, was macht der da, das müssen wir machen, das muss doch gehen, irgendwie! Aber ich weiß auch: Das ist nicht zu erreichen.“ Durch Barry Finnerty stößt er auf „das verrückte In-/OutSpiel“, das ihn noch immer fasziniert. „Wir Gitarristen haben nun mal nicht so einen Ton, so ein Spektrum wie eine Trompete oder ein Saxophon. Und mich fragen die Leute auch: Mensch, warum spielst du immer so viel?! Ich habe auch viel George Benson gehört. Und dann sage ich: Also, George Benson, dem haben sie diese Frage auch mal gestellt, und der hat geantwortet: „Also, ich habe ’ne Gitarre; ich habe einen kurzen Ton; ich habe keinen Verzerrer, der den Ton lang macht. Das Ergebnis sind also viele Töne. Und so versuche ich das den Leuten auch ein bisschen beizubringen. Ich arbeite auch mit ganz wenig Effekten, aber ich gucke schon, dass ich den Jazzgitarrenton doch noch transportiere.“

Die Band macht weiter, „und eine Woche später habe ich den Detlev Baier getroffen im Bunker in Bielefeld. Der erkannte mich sofort. Ich habe ihn gefragt, warum sie mich nicht genommen hätten. Du hast gar nicht schlecht gespielt, sagt er. Es lag einfach daran, dass dich die Leute nicht kannten. Wenn du mal im [SoBi-]Sommerkurs bist, dann kennen die dich, und dann bewirbst du dich halt noch mal. Habe ich natürlich nicht gemacht. Ich habe stattdessen versucht, mich weiter so durchzuschlagen und immer viel geübt. Drei, vier Stunden waren schon die Untergrenze. Ich habe das ein bisschen reduziert, immer noch viel, aber diese langen [Übe-]Sessions mache ich halt nicht mehr. Damit es einfach ein bisschen mehr lebt. Ich habe ja teilweise überhaupt nicht mehr richtig gelebt, immer nur geübt und Konzerte besucht. Das mache ich auch immer noch. Ich lebe glücklicherweise in einer Region, in der ich nicht weit fahren muss, um hochklassige Leute zu sehen. Wir haben wie gesagt den JazzClub Minden, und der Matthias Niemann, der Chef von dem Laden, der hat wirklich ein Programm – ich denke, der gehört zu den besten Europas. Und da leite ich einmal im Monat die Jazz Session. Das läuft super, und das hat der Band [Smart Groove] auch total gut getan. Wir spielen da alles von Bebop über George Benson, ein bisschen Standards, alles so bunt gemischt.“

Um 2000 herum hält der Computer Einzug. „Ich habe dann echt Vollgas gegeben und fast nur vorm Computer gesessen und Stücke geschrieben, und dabei kamen dann eben fünf CDs heraus, die sehr unterschiedliche Reaktionen auslösten…Ich habe mich isoliert und gearbeitet und hatte auch mal Gastmusiker hier. Aber was mein Timing betrifft, da hat der Computer mir schon den Spiegel vorgehalten. Wenn man anderswo ins Studio kam, wo man mal für andere Leute was einspielen musste, da sagten die Techniker sofort: Na, machste Home Recording? Das hö-ren die sofort! Und irgendwann kam ich ins Studio, und da meinte der Techniker: Ansgar, was hast du gemacht?! Ich musste ja gar nichts mehr schneiden!“

„Irgendwo zwischen Lounge, Modern Jazz, Bebop, Fusion und Pop“: So charakterisiert Specht in seiner Website die Zeit seiner Platten bis zu dem 2016er Album „Some Favorite Songs“. „Nachdem ich den letzten Ton von ‚Diversion‘ [2009] eingespielt habe, habe‘ ich nur noch ein Stück gemacht,“ für die 2014er EP „Hot Coffee“. „Und da ist der Wunsch entstanden, mal Standards zu machen.“ 2003 liefert das Debüt „Electric Jazz Quartet“ mit seiner damaligen Münsteraner Stammgruppe „Free On Board“ das „Grundgerüst für eine Reihe eigener Produktionen“. 2004 kommt „Who Cares“ mit „Nu Jazz“. 2005 bietet „Nu_Bar_Trax“, so in Spechts Website zu lesen, „dancetaugliche Beats, spacige Klangkollagen, die geliebten Fender-Rhodes-E-Pianosounds und warme, volle Jazzgitarrenklänge“. 2006 bietet „On The Move“ eine „aufregende Mélange aus Drum’n’Bass, Nu Jazz, etwas Easy Listening, Jazzgitarren [!], Flügelhorn & Trumpet Sounds.“

Nach der 2009er „Diversion“ und den drei Stükken der 2014er EP scheint die Zeit des Hockens zwischen zu vielen Stühlen vorüber. Die Jahre bis zu den aktuellen, größtenteils live eingespielten „Favorite Songs“, Ansgars erstes Album mit Hammondorgel statt Fender-Rhodes, markieren die Zäsur: die Phase, in der Ansgar Specht nur Modisches zu ersetzen beginnt durch allezeit Gültiges – Jazz. „Standards haben mich besonders in den letzten Jahren sehr viel begleitet, auf Sessions oder auch bei vielen Unterhaltungsgeschichten oder auch mal in britischen Kasernen. Ich habe eigentlich immer gerne Standards gespielt.“ Die „Favorite Songs“ des Trios mit Specht, John Hondorp, org und Matthias Strothmann, dr, biete „jetzt eine andere Ästhetik. Sie ist konzeptionell völlig anders, besetzungsmäßig. Aber auch rein musikalisch ist es anders. „Ich habe probiert, mehr thematisch zu arbeiten, weniger Soli zu spielen und mehr auf die Qualität des Tons zu setzen.“ Und insgesamt mehr der klugen Erkenntnis zu folgen, dass Weniger oft mehr ergibt.

Das Projekt, das die aktuelle CD realisiert hat, heißt korrekt [!] „Ansgar Specht feat. The Transitions Organ Duo“. „Das ist jetzt die Hauptsache neben der Smart Groove Geschichte“, die offiziell unter „Ansgar Specht & Smart Groove“ rangiert, mit Toshie Seo, keyb, Axel Senge, sax, Reinhard Glowatzke, b, und Udo Schräder, dr. Dann ist da das Gitarrenduo mit Jörg Fleer. „Ich kenne ihn seit 30 Jahren. Das war zeitweilig eingeschlafen; dann haben wir wieder zusammengefunden.“ Das Sextett „Bossa Café“ betreibt er zusammen mit dem Smart-Groove-Bassisten Glowatzke; es packt Steely Dan, Billy Joel & Co. kunstvoll in Bossa-Gewänder. In Bremen ist schließlich „Reverend Joe“ zu Hause (mit Eckhard Petri, sax, Jens Schöwing, fender piano/organ, Marcello Albrecht, b und Marc Prietzel, dr), eine Band, die Soul Jazz à la Ray Charles und Joe Zawinul pflegt und „zu zehn Prozent gospelig angehaucht“ spielt. Gerade wieder haben Specht und Schöwing im Herforder „Schiller“ gespielt, wo das Musik-Kontor Herford regelmäßig Top-Konzerte veranstaltet, etwa mit Wolfgang Haffner oder Torsten Goods. Ansgar hat dort eine kleine Jazzreihe initiiert, „einmal im Monat immer das gleiche Programm, aber mit immer anderen Besetzungen. Ich versuche, verschiedene Szenen zusammenzubringen, damit die nicht alle nur für sich selber ‚rumpusseln.“

Und – berühmte letzte Worte? „Dass wir alle, die Musik machen, dankbar sein sollen dafür, dass wir diese Möglichkeit überhaupt haben. Dass wir die Kraft haben, weiter dafür zu arbeiten. Dass wir gesund bleiben. Dass wir Mensch bleiben.“ Er erinnert an den gottlob langsam genesenden Andreas Polte („Archtop Germany“), dem er „viel zu verdanken“ habe. Bei Andreas in Bayern traf er Philipp Stauber. Wir reden über Philipps elegantes, reifes Jazzspiel. „Da möchte ich auch hinkommen“, sagt Ansgar Specht, der in den Jazz zurückgefunden hat.

Jazz Podium, Juni 2016 | www.jazzpodium.de
Text: Alexander Schmitz
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Jazz’halo CD-Rezension | Ansgar Specht: Some favourite songs

Der aus dem westfälischen Harsewinkel stammende Gitarrist Ansgar Specht wird auf der aktuellen Einspielung von dem niederländischen Hammond B3-Organisten John Hondorp und dem in Hamburg lebenden Schlagzeuger Markus Strothmann begleitet.

Dieses Dreiergespann widmet sich mit dem jüngsten Album im weitesten Sinne selten gespielter Stücke aus dem Great American Songbook. Mit „These are Soulful Days“ (Cal Massey) macht das Album auf, präsentiert „Lean Years“ (Pat Martino) und „Fotografia“ (A.C. Jobim), ehe mit „Leave“eine Komposition von Markus Strothmann auf dem Programm steht. Auch eine „Verbeugung“ vor Wes Montgomery findet sich auf dem aktuellen Album. „Lament“, eine Arbeit des Bebop-Posaunisten J. J. Johnson, bildet das Finale. Jazzkenner wissen, das Cal Massey nicht nur ein Jazztrompeter, sondern auch ein politischer Aktivist war, der sich für die Rechte der Afroamerikaner einsetzte. Er spielte mit John Coltrane ebenso wie mit McCoy Tyner. Seine Kompositionen wie „These Are Soulful Days“ wurden von Lee Morgan, „Bakai“ von John Coltrane und „Cry of My People“ von Archie Shepp eingespielt. Pat Azzara in Philadelphia im Jahr 1944 geboren und besser bekannt als Pat Martino ist ebenso wie Ansgar Specht Jazzgitarrist und „steuerte“ für das aktuelle Album sein Werk „Lean Years“ sprich „Magere Jahre“ bei. Überaus bekannt ist der Jazzgitarrist Wes Montgomery, dessen „Road Song“ das Dreigestirn für das Album einspielte. Wes hatte diesen Titel 1968 aufgenommen. In seiner Diskografie finden sich aber auch ein Monk-Stück wie „Round Midnight“ oder „Impressions” (John Coltrane), sprich auch Wes Montgomery stand mit beiden Beinen fest verwurzelt in der Jazzgeschichte. Muss man zu A. C. Jobim noch Worte verlieren? Wer eigentlich kennt dessen „The Girl from Ipanema“ nicht? Wohl jeder kennt diesen Evergreen des brasilianischen Jazz. Doch Ansgar Specht verzichtete bei seinem Album auf derartige „Ohrwürmer“. Stattdessen wählte er seine Lieblingsstücke aus dem umfänglichen Kanon des Jazz aus.

Weich und einschmeichelnd ist der Klang der Gitarre in den Händen von Ansgar Specht, wenn die ersten Takte von „These are Soulful Days“ erklingen. Verhalten und im Hintergrund agiert Markus Strothmann am Schlagwerk, während John Hondorp paraphrasierend auf Angar Specht eingeht. Dabei perlen die auf der Hammond-Orgel angestimmten Klangsequenzen an unser Ohr. In dieses Spiel fällt Ansgar Specht nachdrücklich ein, wenn er das „Vorfeld des Klangraums“ betritt. Mit einer Portion Groove kommt der „Road Song“ daher, ohne dass Ansgar Specht den Spielstil von Wes Montgomery kopiert. Ja, man kann sich bei geschlossenen Augen vorstellen, dass Montgomerys Komposition durchaus für ein Road Movie taugt. Wilde Verfolgungsjagden sind allerdings dabei nicht vorgesehen. Der flockige Klangteppich, über den sich das Gitarrenspiel ausbreitet, wird durch die Hammondorgel geschaffen, die John Hondorp mit Sinn für Timing und Akzentuierung spielt.

Recht flott geht es in „Lean Years“ zu. Wären noch Bläser im Einsatz, könnte man durchaus den Begriff funky ins Feld führen. Vor dem geistigen Auge kann man sich schaukelnde Jollen im Wind vorstellen oder auch Freizeitkapitäne im Tretboot auf der Hamburger Außenalster. Irgendwie verführen die Harmonien des Stücks dazu, an sommerliche Leichtigkeit zu denken.

Denkt man an südamerikanische Musik, dann wohl zumeist an Samba, Son, Salsa oder Tango, aber auch an Bossa nova, insbesondere wenn der Komponist kein Geringerer als A. C. Jobim ist. Fürwahr auch in „Fotografia“ entdeckt man brasilianische Lebensfreunde und Rhythmik, die uns das Trio Specht/Strothmann/Hondorp präsentiert. Eine besondere Klangfarbe steuert dabei John Hondorp mit der Hammondorgel bei, deren vibrierender Klang Grundlage für die Gitarrensequenzen ist, die Ansgar Specht zu verdanken sind.

Irgendwie klingt Markus Strothmanns „Leave“ im übertragenen Sinne nach „Autumn Leaves“, voller Schwermut und Sehnsucht. Zu dieser Stimmung trägt auch Ansgar Specht mit seinem Fingerspiel auf den Gitarrensaiten ganz wesentlich bei. Zum Schluss noch ein Wort zu „Lament“. Nur wer die Aufnahme des J J Johnson & Kai Winding Quintetts gehört hat, bei der die beiden Posaunen sehr dominant sind, wird diese vermissen, hört er die Aufnahme von Ansgar Specht. John Hondorp übernimmt dabei den Part der Posaune ebenso wie Ansgar Specht, die „sich beide in musikalischer Trauer ergehen“. Der Duktus entspricht dabei weitgehend dem Original, auch wenn eine andere Klangpalette vorhanden ist. Ansgar Specht reiht sich mit seiner Veröffentlichung in die Reihe derer ein, die sich um die Roots des Jazz kümmern oder wie der Posaunist Nils Wogram mit seiner Band Root 70 um die „simplen Popsongs der Jazzgeschichte“. Schließlich kommt es darauf an, wie man spielt und nicht unbedingt was.

Jazz’halo, Juni 2016 | www.jazzhalo.be
Autor: Ferdinand Dupuis-Panther
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GITARRE & BASS CD-Rezension | Ansgar Specht: Some favourite songs

Der Jazz-Gitarrist aus Harsewinkel hat ja bei mir schon Sympathiepunkte durch die Equipment-Hinweise im CD-Kleingedruckten:

’67 ES-335, Fender Concert Amp II und… Roland JC 50! Letztgenannter heißt zwar mit vollem Namen Jazz-Chorus, ist aber für viele Kollegen des Genres erklärte Höchststrafe, noch vor einem Gig in Guantanamo. Wenn man aber nun aus einem zugegebenermaßen etwas steril agierendem Amp trotzdem einen sehr lebendigen kraftvollen Ton rausholt, spricht das für die Qualitäten des Musikers und seinem Mut zu Individualität.

Begleitet wird der Gitarrist von John Hondorp (org) und Markus Strothmann (dr). Ansgar Specht konnte schon auf früheren Alben überzeugen, das tut er auch hier: mit Fremkompositionen, darunter Titel von A.C. Jobim, Pat Martino, J.J. Johnson und auch Wes Montgomerys „Road Song“ ist hier zu hören – so wie ich es noch nie gehört habe. Respekt!

Gitarre und Bass, Ausgabe 06.16
Autor: Lothar Trampert

Nie zu komplex für alltäglichen Musikgenuss

Vier Jazzneuheiten zwischen Meditation, Eleganz, Kühle und Völkerverbindung

Eigentlich komisch, dass es immer noch Musikfans gibt, die behaupten, keinen Jazz zu mögen. Denn dieses Genre ist derart vielfältig, dass sich letztlich (fast) jeder Hörer irgendwo angesprochen fühlen dürfte.

Vier Neuerscheinungen beweisen dies: Den Anfang macht Ansgar Specht. Sein aktuelles Album „Some Favorite Songs“ (DMG Records / Broken Silence) hält, was es im Titel verspricht. Erstmals hat der deutsche Jazzgitarrist keine Eigenkompositionen eingespielt, sondern Standards, denen er selbst hörbar zugetan ist. Dabei handelt es sich jedoch mitnichten um allseits bekannte Genre-Hits.

Stattdessen hat er sich Nummern wie „Road Song“ von Wes Montgomery oder „Lament“ von James Louis „J. J.“ Johnson vorgenommen und sie zurückhaltend, fast meditativ interpretiert. Unterstützt wird er von John Hondorp, Markus Strothmann und Marcus Pread, die seine dann doch wieder sehr freien Soli im Zaum halten.

Fuldaer Zeitung vom 02.04.2016
Autor: Anke Zimmer
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JAZZ PODIUM CD-Rezension | Ansgar Specht: Some favourite songs

2006 schimpften wir sein „On the move“, 2009 hatten wir wg. „Diversion“ auch was zu mosern. Sechs Jahre hat es gedauert, bis Ansgar Specht Neues kredenzt, und man höre und staune: Es klingt in den neun (nicht eigenen) Stücken, als hätte der Gütersloher fröhlich den steilen Pfad der Läuterungen gemeistert, weit weg von den Flausen früherer Jahre.

Ansgars Neue ist eine Freude, was nicht nur an der oft bewährten Reinheit seines Gitarrensounds, John Hordorps rundum entwulmter B3 und dem feinen, dezenten Swing von Drummer Markus Strothmann liegt. Sie hört sich an, als hätte sich da jemand von alten Spiel-Sachen getrennt, um sich mehr dem wirklich Wesentlichen zu stellen. Er ist zurück dort, wo er dieserart kompromisslos in all den Jahren noch gar nicht wirklich gewesen ist: im Jazz, im altersresistenten Mainstream.

Es sind sein eleganter Sound und die besonnene, klare, geradlinige Sprache seiner Improvisationen und der feine, dezente Stil, die Behutsamkeit von Hondorp und Strothmann, die sichern, dass Ansgar und die Seinen im Gesamtangebot des g/B3/dr-Formats nicht unter Ferner-liefen landen. Es geht ruhig los mit „These are soulful days“, erste Hälfte für die B3, die zweite für die Gitarre, die soundmäßig nur äußerst selten nach oben ausreißt („Fotografia“) oder gern auch mal hätte einen Hauch „enthöht“ sein können („Going to a meeting“). „Who can I turn to“, uptempo, wieder halbe-halbe längsgeteilt. beeindruckt mit Ansgars erstklassig gebauter Improv. Die Kunst der Ballade ist in „Estate“ und „Lament“ zu bewundern; Wes‘ „Road song“ trifft auf Grant-Green-Sound, in Pat Martinos „Lean years“ hopert die Gitarre etwas in den Improv-Chorus; und Tom Jobims „Fotografia“ hätte ein paar Gramm mehr Temperament vertragen… Dafür heilen Hondorps Solo und der Spechtsche Grant-Green-Touch die paar Schrämmchen im Programm. Egal: Ansgar Specht ist also wieder da. Und wie!

Jazz Podium, Ausgabe Februar 2016
Autor: Alexander Schmitz


Einfühlsam: Matthias Klause (E-Piano, v. l.), Udo Schräder (Schlagzeug), Michael Wächter (Bass) und Ansgar Specht (Gitarre) unterhielten das Publikum im Schiller. – © Steinert

„Blues Note“ startet musikalische Reihe im Schiller

Virtuose Begleiter für einen lässigen Abend

Herford. Der Eintritt ist frei. Deswegen haben sich an diesem Mittwoch nicht nur Musikliebhaber oder Jazz-Freunde in der Schiller Bar-Lounge an der Kurfürstenstraße eingefunden, um einen entspannten Abend zu erleben.

Noch während sich Matthias Klause (E-Piano), Udo Schräder (Schlagzeug), Michael Wächter (Bass) und Ansgar Specht (Gitarre) als Jazz-Formation „Blues Note“ finden, ihre Instrumente aufbauen und stimmen, werden leise Vorbehalte laut: „Hoffentlich spielen die nicht so abgedrehtes Zeug.“ Als wenn genau das Initiator Ansgar Specht geahnt hätte: „Wir wollen gut verdaulichen Jazz spielen, Bossa Nova sowie Latin- und Pop-Jazz“. Sagt es und verteilt die Notenblätter, bei denen „Beautiful Love“ ganz oben liegt.

Ähnlich süß soll es mit „Sugar“ weiter gehen und sich in zwei Etappen über jeweils gut 45 Minuten mit Stücken von Chick Corea oder George Benson zum unterhaltsamen Konzert entwickeln. Schnell stellt sich heraus, dass die Musiker aus Harsewinkel, Bielefeld und Münster virtuose Begleiter für einen lässigen Abend sind. Und zugleich Reklame in eigener Sache machen. Denn dieser Auftritt ist der Auftakt einer neuen musikalische Reihe, die ihre Fortsetzung an jedem zweiten Mittwoch des Monats in der Schiller Bar-Lounge an der Kurfürstenstraße finden wird.

Unter dem Logo „Blues Note“ haben Schiller-Gastronom Simon Klocke, das Musik Kontor Herford und der Jazzmusiker Ansgar Specht dieses Angebot bei kostenfreiem Eintritt auf den Weg gebracht und ansprechender Jazzmusik in und aus dieser Region in unterschiedlichen Besetzungen einen Weg geebnet.

Die nächste Veranstaltung dieser Art findet am Mittwoch, 9. März, ab 20.30 Uhr statt.

Neue Westfälische (Online) vom 19.02.2016
Autor: Peter Steinert
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Foto: © Thomas Hagen (Neue Westfälische)

Ansgar Specht begeistert beim Musik Kontor

Jazzgitarrist und Band überzeugen durch das Spiel mit verschiedenen Musikstilen

Herford. Ungewöhnliches stand am Samstag auf dem Musik-Kontor-Programm: Bestimmen meist starke Stimmen und soulige Klänge den Sound, kam die Musik im Schiller dieses Mal fast völlig ohne Worte aus. Geschichten erzählten die Sounds trotzdem – dank fabelhafter Musiker, die sich gegenseitig inspirierten und antrieben.

Der Harsewinkeler Jazzgitarrist Ansgar Specht hatte als Unterstützung nicht nur seine Band „Smart Groove“, sondern auch den Lead-Trompeter der NDR-Big-Band, Ingolf Burkhardt, mitgebracht. So führten gleich zwei Blasinstrumente den schwingenden, funkigen Sound an.

Specht ist Vollprofi: Privatstudium beim französischen Fusion- und Modern-Jazz-Gitarristen Philippe Caillat, weitere Studien bei Jazz-Szenegrößen wie Jeff Richman oder Frank Gambale. Dass der Harsewinkeler sein Instrument beherrscht ist also klar. Doch Specht brilliert mit weit mehr als guter Technik – er entlockt seiner Halbresonanzgitarre einen intensiven, bluesigen, durchdringenden, warmen Klang. Specht experimentiert gerne – Funk, Blues, Soul, alles fließt mit ein, die Stücke selbst sind kaum einer Musikrichtung zuzuordnen. Das macht es für die Zuhörer umso spannender – ist umso eingängiger auch für alle Musik-Kontor-Fans, die sonst poppigere Musik gewöhnt sind. Der Jazz rückt immer mal wieder in den Vordergrund, gibt der Band die Möglichkeit, zu zeigen was sie kann, wird aber nie aufdringlich und bestimmend.

Die Musiker sind fast alle aus der Region. Toshie Seo (Keyboard) ist Herforderin, Axel Senge (Saxofon) stammt aus Bad Salzuflen, Reinhard Glowazke (Bass) aus Bielefeld, Udo Schräder (Schlagzeug) aus Münster. Eine eingespielte Combo, ergänzt von Trompeter Ingolf Burkhardt, der trotz Gästestatus eine Säule des Klangs bildet.

Neben vielen eigenen Kompositionen – Ansgar Specht hat sechs Solo-Alben veröffentlicht – stehen einige Cover-Versionen auf der Setlist. Pixel und Hudson von Jeff Lorber, sowie Tribute von Mezzoforte. Besonders schön: „Something I said“, eine jazzige Ballade, komponiert von Trompeter Ingolf Burkhardt, bei der Saxofon und Trompete über dem sanften Bett des getragenen Rhythmuses zu schweben scheinen.

Beim letzten Song vor der Zugabe kommt Wumms auf die Bühne – bei den „High Heel Sneakers“ ist dann auch zum ersten Mal die Stimme des NDR-Trompeters zu hören. Und das Publikum tanzt.

Neue Westfälische (Online) vom 01.02.2016
Autor: Christina Römer
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